SDG Blog #2 – KEIN HUNGER

SDG Blog #2 – KEIN HUNGER

Auf der Fahrt nach Mainz frage ich Jochen: Was fällt Dir zu kein Hunger ein? Er spontan: „Pizza“. Dann: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Der Gedanke, Menschen dabei zu unterstützen, ihr Leben in die Hand zu nehmen, gefällt mir. Und ist das nicht auch die Devise von Brot für die Welt? Das Hilfswerk konzentriert sich auf Ernährungssicherung. Nicht indem wir Container voller Nahrungsmittel in entlegene, arme Regionen schicken, sondern indem wir das Problem im wahrsten Sinne des Wortes an der Wurzel packen: Landwirte vor Ort, etwa in Afrika, Asien und Osteuropa werden dabei unterstützt, ihre Erträge zu optimieren und den Klimawandel zu meistern.

Hunger, also zu wenig Essen, ist eine andauernde globale Herausforderung – trotz Zivilisation und Wirtschaftswachstum. Allerdings essen viele Menschen, die genug haben, „falsch“. Gemäß UNICEF sind weltweit ca. 50 Mio Kinder unter 5 Jahren unterernährt, 200 Mio mangelernährt oder übergewichtig! Wenn Kinder schlecht essen, beeinträchtigt das ihre körperliche und geistige Entwicklung und damit ihr ganzes Leben.

Wieso essen wir falsch, obwohl wir doch die Wahl haben? Ich glaube, es liegt daran, dass unser Essen im Alltag einfach viel zu kurz kommt. Wir nehmen uns keine Zeit, eine gesunde Mahlzeit selbst zuzubereiten (manche können es auch nicht), geben nur einen marginalen Teil unseres Einkommens für Nahrungsmittel aus und beschäftigen uns nicht ausreichend damit, woher sie eigentlich kommen. Kühe sind nicht lila. Im anderen Extrem kreist das ganze Leben nur ums Essen, nämlich dann, wenn es zur Ersatzbefriedigung wird für unseren emotionalen Hunger, z.B. nach Geborgenheit, Belohnung, Aufmerksamkeit, Abwechslung, Kontrolle.

Wir brauchen so etwas wie Ernährungskunde, meinetwegen als Schulfach. Denn wir Erwachsenen sind mit Junk, Fast und Soul Food zu selten gute Vorbilder dafür wie man Körper und Seele nährt. Die gute Nachricht: Wir können etwas tun. – Eure Astrid

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Kathrin

    Danke für den Beitrag! Das Motiv „Kein Hunger“ wird leider nicht nur zum Wohl der Menschen genutzt (z.B. durch Brot für die Welt), es wird auch auf widerwärtige Art und Weise missbraucht. Durch die Einführung von Saatgut-Monopolen werden Bauern abhängig gemacht von gentechnisch verändertem Saatgut und Agrochemikalien und nicht selten im Namen der Hungerbekämpfung ruiniert. Achtung vor dem Motiv hinter dem Motiv. Hier: Profit.

  2. Kerstin

    Hier treffen wieder viele Faktoren zusammen. Ist z.B. gesunde Ernährung mit Armut vereinbar?
    Kann eine profitorientierte Lebensmittelindustrie in der Lage sein „gesunde“ Lebensmittel zu produzieren?
    Kann gesunde Ernährung eines jeden Einzelnen funktionieren, wenn er keine „Ernährungsbildung“ erhält? Hunger entsteht durch Armut oder Fehlentwicklungen….
    Wir erleben fehlende Alltagskompetenzen …insbesondere bei den sozial Benachteiligten.
    Ernährungsbildung und Hauswirtschaft sollte in den Bildungseinrichtungen verstärkt im Fokus stehen.
    Ist es nicht eine Fehlentwicklung, wenn ich Winkel berechnen kann (wann brauche ich das jemals wieder?), aber nicht weiß wie ich mich gesund ernähren kann, nach ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten? Dass „Alltagskonpetenzen“ von Generation zu Generation weitergereicht werden, ist leider überholt und funktioniert nicht (mehr) in vielen Haushalten.
    Es ist erwiesen, dass viele Erkrankungen ernährungsbedingte Ursachen haben.
    Dennoch haben diese Themen – wenn überhaupt- nur geringen Anteil in der allgemeinen Schulbildung.
    Hierzulande erhalten auch die armen Kinder Zugang zu Bildung …und durch soziale Projekte müssten sie eigentlich auch keinen Hunger leiden. Trotzdem erleiden Kinder durch Mangel- oder Fehlernährung gesundheitliche Beeinträchtigungen, weil gesunde Ernährung „Zuhause“ nicht vermittelt wird.
    Ich würde mir wünschen, dass die Kids bereits ab der Kita bis zur 12. Klasse Ernährungsbildung erhalten.

  3. Birgit

    Aktuell leidet jeder neunte Mensch auf der Welt Hunger (690 Mio Menschen!). Ca. 90% der betroffenen leben in Ländern des „Globalen Südens“. Die meisten betreiben Landwirtschaft, häufig nur zur Selbstversorgung. Die Ernährungssituation dieser Menschen ist sehr labil. Es fehlt an Geld, Wissen und Vorräten, um im Notfall, z.B. wenn aufgrund von Dürre Ernten ausbleiben, handeln und Versorgungs-Engpässe ausgleichen zu können. Die geschätzte Zahl an Menschen, die bis 2050 zur Migration gezwungen sein werden, weil sie an ihrem jetzigen Wohnort nicht bleiben können, ist 400 Mio. Deswegen müssen Klimaschutz, Gesundheit und Gerechtigkeit unbedingt zusammen gedacht werden.

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